Zur Geschichte der DKG

Im Vergleich zu anderen literarischen Gesellschaften in Deutschland ist die Kafka-Gesellschaft recht spät gegründet worden: im Jahre 2005 in Bonn. Dies liegt zweifelsohne daran, dass in den entscheidenden Lebensstationen Franz Kafkas ein konkreter Bezug auf Deutschland fehlt, der einen unmittelbaren, regional motivierten Anlass für die Gründung einer Gesellschaft hätte liefern können: Geboren am 3. Juli 1883 in Prag, hat Kafka 1902 bis 1906 in Prag studiert und dort auch ab Juli 1908 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1922 in der ‚Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt‘ gearbeitet. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass im Gegensatz zur deutschen die tschechische Kafka-Gesellschaft bereits 1989 ins Leben gerufen wurde (im internationalen Vergleich ist die älteste Kafka-Gesellschaft die 1975 gegründete ‚Kafka Society of America‘).

Die Gründung der Deutschen Kafka-Gesellschaft ging auf die Initiative der promovierten Archäologin Nadine Chmura zurück. Nadine Chmura war bis 2013 Präsidentin der Gesellschaft und hat deren Profil entschieden mitgeprägt. So hat sie 2007 in Marburg die erste Tagung der Deutschen Kafka-Gesellschaft zum Thema „Kafka lesen“ ausgerichtet, deren Beiträge noch im gleichen Jahr publiziert wurden. Ziel war es damals, Nachwuchswissenschaftlern ein Forum zu bieten, um im Austausch mit etablierten Wissenschaftlern ihre Arbeiten zu Kafkas Werk zu diskutieren und in Aufsätzen zu veröffentlichen. Dieser Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch Tagungen und Publikationen ist sich die Deutsche Kafka-Gesellschaft bis heute treu geblieben. Dabei erschienen die Beiträge der ersten beiden Tagungen unter dem Reihentitel ‚Schriftenreihe der Deutschen Kafka-Gesellschaft‘ beim Bonner Bernstein-Verlag, während die Beiträge der Folgetagungen unter dem Reihentitel ‚Forschungen der Deutschen Kafka-Gesellschaft‘ bei Königshausen & Neumann in Würzburg veröffentlicht wurden und auch weiterhin veröffentlicht werden.

Nadine Chmura sah sich vor allem als Impulsgeberin. Mittelfristig war es ihr Anliegen, dass sich Germanisten der Deutschen Kafka-Gesellschaft annehmen und sie fortführen. Dies geschah dann im Jahr 2013: Wilko Steffens, Doktor der Germanistik mit einer Studie über Kafkas Schloß-Roman und Herausgeber der Kafka-Ausgabe im Hamburger Yanus-Verlag, trat das Amt des Präsidenten und Harald Neumeyer, Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität-Erlangen mit einem Forschungsschwerpunkt zu kulturwissenschaftlichen Lektüren Franz Kafkas, das des Geschäftsführers an. Seit 2016 ist die mit einer Arbeit über Denkmodelle der Hoffnung im 20. Jahrhundert promovierte Germanistin Agnes Bidmon, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Elite-Studiengangs ‚Ethik der Textkulturen‘, Präsidentin, hat die Kafka-Gesellschaft ihren Sitz in Erlangen und arbeitet eng mit dem Department der Germanistik und Komparatistik der Universität Erlangen-Nürnberg zusammen.